Dienstag, 30. Juni 2009
Unabhängige Journalisten: Eine aussterbende Spezies?
Unabhängiger Journalismus ist Geschichte. So die These von Nick Davies, ehemaliger Guardian-Journalist und Autor des Buchs "Flat Earth News". Davies untersuchte zusammen mit Forschern der Cardiff University, die Unabhängigkeit von Journalistinnen und Journalisten der vier englischen Qualitätszeitungen (Guardian, Independent, Times, Telegraph) und dem einflussreichen Boulevardblatt Daily Mail. Resultat: 80% der Artikel stützen sich direkt auf Agentur- und PR Material ohne weitere Recherche. 54% der Artikel waren schlicht umgearbeitete PR-Artikel. Nur gerade 12% der Zitate wurden von den Journalisten auf ihren Wahrheitsgehalt und ihre Autentizität überprüft. Journalisten hätten heute keine Zeit mehr, Fakten zu prüfen und Recherchen zu leisten. "Immer weniger Journalisten schreiben mehr Artikel in der gleichen Zeit." Ein Journalist produziere im Schnitt, so Davies' Untersuchung, heute drei mal mehr Geschichten als 1985. In die Bresche springt die PR Industrie, die mit konfektionierten Medienmitteilungen die Arbeit des "Journalisten" erleichert. Einen Ausweg aus der Misere sieht Davies keine. Die interessengetriebene PR-Industrie übernehme inhaltlich Stück für Stück die Medien. Für unabhängige, kritische Journalisten sei kein Platz und vor allem keine Zeit mehr. "Gibt es einen Ausweg?" fragt sich Davies rhetorisch. "Nein natürlich nicht. Es ist wie bei den Pfeilbogenbauern. Eine Überlebensgarantie für eine Berufsgattung gibt es nicht."
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